Schreiben für einen guten Zweck

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Mit ihren Schreibmaschinen sitzen sie wie hier im Kunsthof in Zürich und lassen die Tasten klimpern für einen guten Zweck. (Bilder:  Nicolas Schaltegger)

Hinter dem etwas sperrigen Namen „Literatur für das, was passiert“ versteckt sich eine interessante Mischung aus Kunstprojekt und Literaturformat. Texte auf Wunsch, deren Erlös Flüchtlingen zu Gute kommt: Darüber wollte ich mehr erfahren.

Klapp, klipp, klapp. Schreibmaschinengeklapper, das Worte in wunderbarer Direktheit aufs Papier fliessen lässt. Diesem Charme und der fehlenden Delete-Taste sind auch die beiden Initiantinnen Julia Weber und Gianna Molinari erlegen, als sie im Herbst 2015 das Projekt „Literatur für das, was passiert“ starteten, um mit ihrem Schreiben Menschen auf der Flucht zu helfen. „Wir gehen mit unseren Schreibmaschinen an Buchfestivals, Benefizveranstaltungen und andere Events und bieten den Menschen unsere Literaturdienste an“, erzählt Julia Weber. Bei den Auftritten machen mittlerweile zahlreiche Autorinnen und Autoren* mit.

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Schreibblockaden hat es bisher noch keine gegeben, obwohl Julia Weber unter Zeitdruck steht:  In 20 Minuten ist der Text fabriziert.

Letzten Sommer war die Gruppe fast monatlich an Buchfestivals, Benefizveranstaltungen und sonstigen Anlässen anzutreffen. „Im Winter ist es eher alle drei Monate“, erklärt Julia Weber. An der Veranstaltung selber kommt jeder Schreibende mit seiner Schreibmaschine und nimmt Bestellungen auf. „Ah, ein Liebesbrief? Dann müsste ich jetzt mal Namen und spezielle Merkmale der Geliebten haben.“ Die Autorinnen schreiben innerhalb von zehn bis zwanzig Minuten Briefe, Gedichte und Geschichten, durchschnittlich eine Seite Text. Kostenpunkt: 20 Franken, die vollumfänglich Menschen auf der Flucht zukommen. Aus den bisherigen Aktionen sind bereits mehrere Tausend Franken zusammen gekommen.„Wir sind derzeit noch auf der Suche nach Organisationen, welche vor Ort tätig sind, medizinische Hilfe leisten, Nahrungsmittel und Kleidung verteilen“, so Weber.

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Was für ein Prachtsstück! Wer möchte da nicht seine Worte aufs Papier fliessen sehen?

Wie geht es mit „Literatur für das, was passiert“ weiter?  Julia Weber: „So lange zum Teil desolaten Zustände für Flüchtlinge anhalten, werden wir an verschiedenen Orten mit unseren Schreibmaschinen sitzen und Texte auf Wunsch verfassen. Als nächstes werden wir am 29. April im Holzpark Klybeck in Basel anzutreffen sein. Kommt alle vorbei!“

Wem Basel zu weit weg ist, der macht es wie ich und folgt der Gruppe auf Facebook (Literatur für das, was passiert auf Facebook folgen) und lässt sich dort benachrichtigen, wenn der nächste Event in Zürich ist.

* Mit Gianna Molinari, Julia Weber, Ivona Brdjanovic, Ruth Schweikert, Melanie Katz, Isabelle Capron, Katja Brunner, Thomas Meyer, Tim Krohn, Anais Meier, Heinz Helle, Lea Gottheil, Anna Helle, Daniel Mezger, Maruan Paschen, Guy Krneta, Ulrike Ulrich, Dana Grigorcea.

6 Kommentare Gib deinen ab

  1. Eine wundervolle Idee!
    Frage eines Neiders. Woher bekommt man solche nostalgischen Schreibmaschinen (die auch funktionieren!)? 😉

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    1. cristina sagt:

      Liebe @gloriamonique, ist sie nicht wunderwunderschön die Schreibmaschine? Ich hab mich auch grad verliebt, da kommt die moderne Technik an Ästhetik nicht ran 🙂 Ich frage mal bei Julia nach, woher sie sie hat.
      Liebe Grüsse,
      Cristina

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    2. cristina sagt:

      Liebe Gloriamonique

      Julia hat mir jetzt verraten, woher sie ihr Goldstück hat: Vom Flohmarkt!
      Drück dir die Daumen, dass du irgendwo auch so eine schöne Schreibmaschine findest.

      Liebe Grüsse,
      Cristina

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      1. Danke für deine Rückmeldung 🙂 Da werde ich wohl mal demnächst die Augen offen halten!

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  2. antinotblog sagt:

    Super Idee und ein schöner Beitrag. Ist es schwer, für eure Aktion Plätze auf diesen Events zu kriegen?

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    1. cristina sagt:

      Danke! Ich frage bei Julia nach 🙂 liebe Grüsse, Cristina

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